
Die Betriebsblindheit und wie ein Lektorat hilft
Jede Autorin und jeder Autor kennen das Gefühl: Man steckt monatelang in einem Manuskript, überarbeitet Szenen, feilt an Dialogen und denkt, die Geschichte steht. Doch dann kommt der Moment, in dem man das Gefühl hat, dass irgendetwas fehlt – oder schlimmer noch, Testleser sagen: „Ich habe den Faden verloren.“ Woran liegt das?
Die Betriebsblindheit beim Schreiben
Wer lange an einem Text arbeitet, entwickelt eine Art „Tunnelblick“. Man kennt die Figuren, die Welt und den Plot so gut, dass man automatisch Lücken füllt, die für Außenstehende nicht ersichtlich sind. Das nennt man Betriebsblindheit: Man wird blind für die Schwachstellen im eigenen Text, weil man ihn zu gut kennt.
Typische Folgen sind:
- Unklare Zusammenhänge: Szenen, die für den Autor logisch erscheinen, sind für Lesende verwirrend.
- Sprünge im Plot: Weil Informationen im Kopf des Autors existieren, aber nicht auf dem Papier.
- Überflüssige Szenen: Manchmal werden Episoden beibehalten, die für die Geschichte keinen Mehrwert bieten.
- Zu viel oder zu wenig Information: Leser brauchen genug Hinweise, um mitzukommen, aber nicht so viele, dass es überladen wirkt.
Wie ein Lektorat hilft, den roten Faden wiederzufinden
Ein professionelles Lektorat bringt eine frische, unvoreingenommene Perspektive auf den Text. Lektorinnen und Lektoren haben das Ziel, die Geschichte für Lesende so klar, spannend und stimmig wie möglich zu gestalten. Dabei helfen sie unter anderem:
- Strukturanalyse: Ist der Plot stringent? Gibt es unnötige Umwege oder unlogische Entwicklungen?
- Spannungsaufbau: Bleibt der rote Faden erhalten oder gibt es Längen, die die Lesenden aus der Geschichte reißen?
- Figurenentwicklung: Agieren die Charaktere nachvollziehbar oder brechen sie unerwartet aus ihren Mustern?
- Leserführung: Werden alle wichtigen Informationen vermittelt, ohne zu überladen oder zu verwirren?
Selbsttest: Siehst du den roten Faden noch?
Falls du dir unsicher bist, ob deine Geschichte noch stimmig ist, probiere Folgendes aus:
- Zusammenfassung schreiben: Fasse die Handlung in fünf Sätzen zusammen. Wird die Hauptaussage klar?
- Kapitelüberschriften auflisten: Notiere die Kernaussagen jedes Kapitels. Gibt es Lücken oder Wiederholungen?
- Testleser fragen: Gib jemandem den Text, der die Geschichte noch nicht kennt. Wo verliert er den Überblick?
Fazit: Ein klarer Blick von außen macht den Unterschied
Den roten Faden im eigenen Manuskript zu verlieren, ist völlig normal – es gehört zum kreativen Prozess dazu. Doch bevor das Buch veröffentlicht wird, sollte eine unabhängige Person darauf schauen. Ein Lektorat hilft, die Klarheit im Text wiederherzustellen, die Spannung zu optimieren und sicherzustellen, dass die Geschichte ihre volle Wirkung entfaltet.
Du steckst fest? Lass uns gemeinsam den roten Faden wiederfinden!
Schreibe einen Kommentar